Teil 2
Die Königsdisziplin beim Rekuperieren ist aus meiner Sicht die adaptive Rekuperation, dabei entscheidet das Auto, aufgrund Kartendaten, ACC und sonstiger Sensoren selbsttätig ob und wie stark rekuperiert wird. Das kann mein eGolf in Ansätzen schon (ohne ACC und Verzögerung vor Kurven), bei der MEB Plattform wurde das weiter verbessert, das Auto hält (ohne Autopilot oder aktives ACC) den Abstand zu Vorderwagen und bremst antizipativ vor Geschwindigkeitsbegrenzungen, so dass man genau beim Schild die richtige Geschwindigkeit hat. In der Praxis muss man kaum bremsen (wie beim OPD), aber man kann das Auto rollen lassen ohne am Gaspedal zu stehen (das nervt mich ungemein bei Tesla). Leider finde ich die Abstimmung nicht gut gelungen, vor Kurven die ich voll nehmen würde rekuperiert er (kann man mit einmal auf Gas overrulen) und beim Ortsschild hat er exakt 50, der eGolf hat immer 10% zu viel, was für mich gerade richtig ist.
Wenn man mit Leuten spricht die (noch) kein eAuto haben, dann kommt eine Frage ganz sicher: "Wie weit kommt man damit?", also die Reichweite ist immer ein Thema. Als erfahrener eAuto-Fahrer, noch dazu mit einem eGolf der unter guten Bedingungen gerade 200km schafft, sieht man das sicher deutlich entspannter, oder um es anders auszudrücken. Mir würde der 58 kWh Akku voll reichen, den 77 kWh würde ich nicht brauchen. Meine tägliche Pendelstrecke ist 2x28km, da kann ich die ganze Woche ohne Aufladen fahren, bzw im Sommer gut mit PV Überschuss fahren. Vom Verbrauch selbst war ich allerdings etwas enttäuscht. Mir war klar, dass er an den eGolf nicht herankommen würde, der verbraucht im Sommer immer unter 13 kWh/100km, gerechnet hätte ich mit rund 10% mehr, tatsächlich wurden es auf den rund 2.000 km 15,9 kWh/100km. Auch wenn man berücksichtigt, dass ich in dem Monat etwas mehr Autobahn gefahren bin und die Mehrleistung des Born mich auch etwas mehr in Versuchung gebracht hat, finde ich das enttäuschend.
Was mir sonst noch im täglichen Betrieb aufgefallen ist:
-die (Standard) Soundanlage hat nur Lautsprecher vorne (im Gegensatz zum Golf) und ist meiner Meinung nach eine Zumutung, an der aufpreispflichtigen "Beats" kommt man aus meiner Sicht nicht vorbei, dazu haben DAB Sender eine andere Lautstärke als UKW und am Homebildschirm zeigt die Radiokachel (im Gegensatz zum Golf) keine Musiktitel an (nur wenn man die Radio-App aktiviert)
-die Heckkamera mit Einparkhilfe funktioniert gut (bessere Auflösung als im Golf u Hilfslinien helfen wirklich), aber die Kamera ist nicht wie im eGolf unter dem Logo auf der Heckklappe und verschmutzt daher leicht, sehr ärgerlich, ein echter Rückschritt
-die Dämpfer der Heckklappe sind zumindest im Neuzustand etwas straff und brauchen etwas Nachdruck...oder Schwung
-Die Aussicht nach hinten über den Rückspiegel ist dürftig, das Sichtfeld ist (durch den Heckspoiler) nach oben beschränkt, übrigens genau umgekehrt wie beim Model Y, da ist die Sicht nach unten beschnitten, wenigstens hat das Model Y die mittlere Kopfstütze komplett versenkt
Kommen wir zum Preis! Ich habe versucht, mich durch den Konfigurator zu quälen, abgesehen davon, dass die deutschen Konzerne noch immer die kompliziertesten Konfiguratoren haben, bin ich auf fast 50 TEUR gekommen, zwar etwas besser ausgestattet als der Testwagen (mit Beats Sound, DCC Fahrwerk und ein paar Kleinigkeiten), aber im Vergleich zu einem Tesla Model Y (46 TEUR für den SR) einfach ein Witz.
Fazit:
Cupra macht vieles richtig beim Born, so wie auch VW bei der MEB Plattform vieles richtig gemacht hat, trotzdem ist der Cupra kein Auto dass ich mir kaufen würde, das liegt weniger an den kleinen erwähnten Schwächen, schon gar nicht an der viel gescholtenen Software, sondern vor allem am Fahrwerk und schlicht daran, dass ich mir einen Kompaktwagen erwartet hätte, aber keinen bekommen habe
Wem das Fahrzeugkonzept (verkappter Crossover, der als auf Krawall gebürsteter Kompakter geschminkt wurde) gefällt, wer mit dem Fahrwerk zurecht kommt (oder DCC nimmt) und bereit ist, den relativ hohen Preis zu zahlen, der wird vermutlich Gefallen an dem Auto finden, bei mir reicht es nicht für einen "Willhaben-Effekt".
Die wichtigste Erkenntnis aus dem Test ist aber, dass man ein Auto vor der Bestellung immer ausgiebig Probe fahren sollte und so gesehen war der Monat mit dem Born perfekt.
Pro und Contra
+ Sitze und generell alle Berührungspunkte mit dem Auto
+ Armaturen Fahrstufenwahlhebel
+ höherwertig als ID3 (Mittelarmlehne)
+ Ergonomie, Bedienung
+ Wendekreis
+ relativ leise, kein Klappern
o Adaptive Reku grundsätzlich top, aber unharmonisch abgestimmt
o Reichweite in der Praxis ausreichend, Verbrauch könnte geringer ausfallen
o Software gut, aber etwas langsam (3.1)
o Keyless Go->Hand als Schlüssel gut, etwas träger als im eGolf
o Fensterheber hinten
o Kofferraumgröße und Beladbarkeit gut, leider kein doppelter Ladeboden u kein Frunk
- Fahrwerk hoppelt
- Sitzposition wie SUV/Van
- Übergang Reku/Bremse unharmonisch
- Klang der (Standard-) "Soundanlage"
- Radiokachel keine Anzeige Musiktitel
- Radiosender unterschiedlicher Lautstärke (DAB vs FM)
- Touch Tasten am Lenkrad
- Plastik in den Seitentüren und Türschnalle innen
- Heckaussicht nach oben begrenzt
- A-Säule verdeckt Sicht
- Rückfahrkamera verschmutzt leicht
- automatische Deaktivierung der Zündung beim Aussteigen
- Heckklappe schließt schwer
- Konfigurator
- Preis/Leistung